Für Pausanias (2. Jh. n.Chr.) und Juvenal (2. Jh.
n.Chr.) ist der Klang eine Tatsache. Wenn er ausblieb, so nahm man an,
der Gott zürne. Kaiser Septimius Severus ließ den oberen Teil
der Statue aus fünf Lagen von Sandsteinblöcken ziemlich roh
wiederherstellen. Seitdem schweigt der Koloss. Inschriften in griechischer
und lateinischer Sprache, die sich in erreichbarer Höhe um die Beine
befinden, bestätigen die Annahme, daß er die "klingende
Memnonsäule" war. Kaiser, ägyptische Gouverneure und auch
ein Arbeiter verewigten sich hier. Neben den Memnonkolossen, einer kolossalen
Stele und einigen Säulenbasen ist nicht viel geblieben vom Totentempel
Amenophis III., der mit seiner 700 x 550 Meter weiten und 8,5 Meter starken
zinnenbewehrten Ziegelmauer sogar den Amun-Tempel von Karnak übertraf.
"Gebaut aus weißem Sandstein, Gold, einem Boden aus Silber,
mit Türen aus Elektrum" (wie es auf einer Stele im Ägyptischen
Museum heißt). Der Tempel besaß vier von Pylonen abgeschlossene
Vorhöfe. Die Memnonkolosse befanden sich vor dem ersten Pylon. Die
spärlichen Reste vom eigentlichen Tempelhaus erlauben keine Rekonstruktion
seines Grundplanes mehr. Der Tempel stand von Anfang an unter keinen guten
Stern. Nachdem nubische Heere bereits nach Amenophis III. Begräbnis
sein Grab plünderten, vergriff sich Nachfolger Echnaton an den Inschriften
seines Vaters und ließ sie tilgen. Um 1210 v. Chr. setzte ein Erdbeben
dem Bauwerk stark zu. Nun ging der Raubbau richtig los. Der Pharao Merenptah
baute seinen Tempel fast ausschließlich aus Altsteinen. Im 16. Jh.
kamen die Mamelucken und zerschossen mit Steinschleudern die Gesichter
der Kolosse. Den Rest besorgten dann Europäer wie Henry Salt. Mit
Seilwinden holte er Skarabäen, Nilpferde aus Alabaster und monumentale
Anubis-Figuren aus dem Morast. Ein Zehntel aller Funde die in alle Länder
der Welt verstreut sind, stammt von dieser riesigen Anlage (u.a. die riesigen
Sphingen in St.Petersburg). Der Kom el-Hetan ist inzwischen in die World
Monument Fund Liste der hundert meistgefährdeten Denkmäler aufgenommen
worden. Seit 1998 werden umfangreiche Grabungen und Sanierungen unter
der Leitung von Rainer Stadelmann in Zusammenarbeit mit Hourig Sourouzian
auf dem Gelände durchgeführt. |