Neben der Hauptstraße zu den Nekropolen des Westufers erheben sich weithin sichtbar die Memnonkolosse. Sie sind aus Quarzit und wurden aus einem einzigen Rohling gefertigt. Acht zusammengebundene Schiffe waren nötig, um die 1000 Tonnen schweren Steine aus einem Steinbruch bei Memphis über den Nil zu befördern. Sie stellen Amenophis III. dar, der auf einem würfelförmigen Thron sitzt. In der römischen Kaiserzeit bekamen sie ihren heutigen Namen, denn man hielt sie für Statuen des Memnon, des Sohnes der Eos und des Tithonos, der im Trojanischen Krieg von Achill getötet wurde. Ihr ursprünglicher Name war Neb-Maat-Re (Herrscher der Herrscher). Der südliche Koloß ist besser erhalten als der nördliche, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um die einst berühmte 'klingende Memnonsäule' handelt. Sie war das Ziel vieler Reisender in der römischen Kaiserzeit. Seit einem Erdbeben 27 n.Chr. gab die Statue bei Sonnenaufgang einen singenden Ton von sich, den vermutlich die wärmende Morgensonne durch Spannungen im Stein auslöste. Der Koloss habe "bis zum Bersten unter Spannung gestanden", so die Archäologin Myriam Seco. Man erzählte nun die Sage, daß Memnon mit sanftem Klageton seine Mutter Eos begrüße, deren Tränen (als Morgentau) auf das geliebte Kind herniederfielen. Strabon, der zuletzt darüber berichtet, hatte allerdings Zweifel an dieser Version (siehe hier).
 
 
Für Pausanias (2. Jh. n.Chr.) und Juvenal (2. Jh. n.Chr.) ist der Klang eine Tatsache. Wenn er ausblieb, so nahm man an, der Gott zürne. Kaiser Septimius Severus ließ den oberen Teil der Statue aus fünf Lagen von Sandsteinblöcken ziemlich roh wiederherstellen. Seitdem schweigt der Koloss. Inschriften in griechischer und lateinischer Sprache, die sich in erreichbarer Höhe um die Beine befinden, bestätigen die Annahme, daß er die "klingende Memnonsäule" war. Kaiser, ägyptische Gouverneure und auch ein Arbeiter verewigten sich hier. Neben den Memnonkolossen, einer kolossalen Stele und einigen Säulenbasen ist nicht viel geblieben vom Totentempel Amenophis III., der mit seiner 700 x 550 Meter weiten und 8,5 Meter starken zinnenbewehrten Ziegelmauer sogar den Amun-Tempel von Karnak übertraf. "Gebaut aus weißem Sandstein, Gold, einem Boden aus Silber, mit Türen aus Elektrum" (wie es auf einer Stele im Ägyptischen Museum heißt). Der Tempel besaß vier von Pylonen abgeschlossene Vorhöfe. Die Memnonkolosse befanden sich vor dem ersten Pylon. Die spärlichen Reste vom eigentlichen Tempelhaus erlauben keine Rekonstruktion seines Grundplanes mehr. Der Tempel stand von Anfang an unter keinen guten Stern. Nachdem nubische Heere bereits nach Amenophis III. Begräbnis sein Grab plünderten, vergriff sich Nachfolger Echnaton an den Inschriften seines Vaters und ließ sie tilgen. Um 1210 v. Chr. setzte ein Erdbeben dem Bauwerk stark zu. Nun ging der Raubbau richtig los. Der Pharao Merenptah baute seinen Tempel fast ausschließlich aus Altsteinen. Im 16. Jh. kamen die Mamelucken und zerschossen mit Steinschleudern die Gesichter der Kolosse. Den Rest besorgten dann Europäer wie Henry Salt. Mit Seilwinden holte er Skarabäen, Nilpferde aus Alabaster und monumentale Anubis-Figuren aus dem Morast. Ein Zehntel aller Funde die in alle Länder der Welt verstreut sind, stammt von dieser riesigen Anlage (u.a. die riesigen Sphingen in St.Petersburg). Der Kom el-Hetan ist inzwischen in die World Monument Fund Liste der hundert meistgefährdeten Denkmäler aufgenommen worden. Seit 1998 werden umfangreiche Grabungen und Sanierungen unter der Leitung von Rainer Stadelmann in Zusammenarbeit mit Hourig Sourouzian auf dem Gelände durchgeführt.