Tempel Sethos I.
In Abydos wurde der hundsgestaltige Totengott Chont-amenti verehrt. Bereits im Alten Reich nahm der aus dem Delta stammende Kult des Osiris Besitz von den alten Tempeln und wurde dem Chont-amenti gleichgesetzt. Die Osirislegende hat Abydos zu einer berühmten Wallfahrtsstätte im alten Ägypten gemacht, da man das Grab des Osiris im nahen Hügel Umm el Gaab sah. Einmal im Jahr pilgerten unzählige Gläubige zu den Mysterienspielen, die dort zu Ehren des Osiris abgehalten wurden.
 
Abydos ist seit der 0.Dynastie Begräbnisplatz der Könige aus dem benachbarten Thinis. Viele Pharaonen und reiche Privatleute wollten zumindest durch ein Zweitbegräbnis präsent sein und ließen sich hier Scheingräber oder Stelen errichten, um dem Grab des Osiris nahe zu sein. Neben Osiris wurde aber auch seine Gemahlin Isis, sein Sohn Horus und zur Zeit des Neuen Reiches auch Ptah, Re-Harachte und Amun verehrt. Die Nekropole von Abydos teilt sich in vier Bereiche. In der südlichen Totenstadt befinden sich die Gräber des Neuen Reiches und die Tempel von Sethos I. und Ramses II., sowie das berühmte Osireion. Nördlich davon befinden sich die Gräber aus dem Alten Reich. Noch weiter im Norden liegen die Gräber des Mittleren Reiches und auch Gräber aus späteren Epochen. Im Westen befinden sich im Hügel Umm el Gaab die Königsgräber der ältesten Dynastien. Dort arbeitet seit vielen Jahren das Deutsche Archäologische Institut unter Günther Dreyer , welches mit der Entdeckung der ältesten Schriftzeichen der Menschheit in Abydos Aufsehen erregte.
 
Der Tempel Sethos I.
 
Lageplan Tempel Sethos I. und Osireion Dieses Bauwerk wurde von Sethos I. errichtet, später von seinem Sohn Ramses II. vollendet und 1859 durch Auguste Mariette im Auftrag des Vizekönigs Said zum größten Teil freigelegt und untersucht. Der Tempel lag ursprünglich in einer 220 x 273 großen turmbewehrten Ziegelumfassung und war mit der Front nach Osten gewandt. Das Hauptgebäude ist aus Kalkstein errichtet und 56 Meter breit und 157 Meter lang. Ungewöhnlich ist der Grundplan des Tempels, da er statt einer sieben Kapellen besitzt. Außerdem zweigt im rechten Winkel vom Hauptgebäude noch ein Flügelbau ab. Diese Bauweise sollte möglicherweise vermeiden, das hochverehrte Osireion zu überbauen. Der erste Pylon ist stark zerstört, ebenso wie der erste Hof. Der zweite Hof ist besser erhalten. Von hier gelangt man über eine Rampe zu einer Halle, die von zwölf Pfeilern getragen wird. Von dieser Halle führten ursprünglich sieben Türen in den ersten Säulensaal, die Ramses II. später bis auf die mittlere Tür zumauern ließ. Die sieben Türen entsprachen den sieben Kapellen des Tempels. Von links nach rechts waren sie für Sethos II., Ptah, Re-Harachte, Amun, Osiris, Isis und Horus bestimmt.
 
Säulenhalle im Tempel Sethos I. Besondere Beachtung verdienen im Tempel Sethos I. die Reliefs, die zu den Besten im gesamten Land gehören. Durch die einzige verbliebene Tür betritt man den etwa 52 m breiten und 11 m tiefen ersten Säulensaal. Dessen teilweise zerstörte Decke wird von 24 Papyrusbündelsäulen getragen. Der zweite Säulensaal ist diesmal durch sieben Türen zugänglich. Sie liegen auf einer Achse mit den vermauerten Türen und waren der Prozessionsweg zu den Kapellen. Die Deckenplatten werden von 3 x 12 Säulen gehalten.
 
Eine der sieben Kapellen In der Achse der sieben Eingangstüren betritt man nun die Kapellen. In ihnen standen die Barken der jeweiligen Gottheit. Sie waren einst mit Flügeltüren aus Holz verschlossen. Die Decken sind mit Sternen und Sethos Namen verziert. Die Reliefs an den Wänden veranschaulichen den Kult der Kapellen. Von der Osiriskapelle führt ein Durchgang zur Osirishalle mit weiteren Kapellen und schönen Reliefs. Deutlich sieht man den Unterschied zwischen den wunderbar ausgeführten Reliefs von Sethos I. und den gröberen Reliefs von Ramses II.
 
Detail der Königsliste. In der Mitte ist die Kartusche von Chufu zu erkennen. Vor der Kapelle Sethos I. gelangt man links in den Ptah-Sokaris Saal mit vielen Reliefs. Am bedeutendsten innerhalb des Flügelbaus ist allerdings ein langer Gang. Es ist die sogenannte Königsgalerie, wo sich auf der rechten Seite die berühmte Königsliste von Abydos befindet. Sethos I. hatte fast alle seine Vorgänger beginnend mit Menes auflisten lassen. Es fehlen allerdings die Zwischenzeiten und die Armana-Epoche. Von dort führt rechts eine Treppe zum Osireion. Die Reliefs im Treppenhaus stammen von Ramses II.
 
Das Osireion
 
Das Osirion vom Osten gesehen Nur etwa 8 m vom Sethos-Tempel entfernt liegt das Osireion, welches oft für das Grab des Osiris gehalten wurde. Es ist aber ein Scheingrab von Sethos I. und wurde 1903 von Margaret A. Murray entdeckt und in der Zeit von 1911 bis 1926 ausgegraben und untersucht. Der Bau war ursprünglich von Bäumen umgeben und über dem Grab erhob sich wahrscheinlich ein Osirisgrabhügel. Der Eingang liegt im Norden. Von ihm führt ein 128 m langer Gang zur Krypta. Von ihm biegt ein zweiter Gang nach Osten ab und mündet in einen Querraum.
 
Das Osireion vom Norden aus gesehen Dieser Raum hat eine Größe von 6 x 20 m und war mit einem Satteldach überdeckt. An ihn schließt sich der große dreischiffige 30 m lange und 20 m breite Pfeilersaal an. Die Decke wurde von 2 x 5 gigantischen Pfeilern getragen, die je 50 Tonnen wiegen. Der Wassergraben, der die gewaltige Insel mit dem Sarkophag des Osiris-Sethos umfließt, wird auch heute noch durch einen unterirdischen Kanal gespeist. An den schmalen Seiten führen zwei Treppen zum Wasser hinab.
 
Zwischen den beiden Pfeilerreihen befinden sich im Pflaster Vertiefungen, die möglicherweise für den Sarg und den Kanopenschrein bestimmt waren. Die Insel sollte den Urhügel darstellen, auf dem der Urgott die Welt erschuf. Strabon hat das Osireion anscheinend noch selbst besucht, denn er schreibt: ...es hat auch eine in Tiefe liegende Quelle, zu welcher man durch niedergebogene, einsteinige, und in Grösse und Bauart ausgezeichnete Gewölbedecken hinabsteigt. Zu diesem Orte führt ein Kanal aus dem grossen Strome. Um diesen Kanal ist ein dem Apollon heiliger Hain Aigyptischer Dornacacien."
 
Tempel Ramses II.
 
Heutiges Eingangsportal des Tempels Nordwestlich vom Osireion liegt der Tempel von Ramses II., der ebenfalls dem Osiris und dem Totenkult des Königs gewidmet war. Trotz der starken Zerstörung gilt sein Grundriß als ein Musterbeispiel für die Tempel des Neuen Reiches. Besondere Beachtung verdienen die Reliefs im Tempel.
Detail der prächtigen Reliefs
 
Das Mauerwerk ist nur bis zu einer Höhe von 2 m erhalten. Trotzdem beeindrucken die fein ausgearbeiteten Reliefs und vermitteln einen guten Eindruck von der einst prachtvollen Bemalung. Auf den Reliefs sind Szenen aus den Hethiter-Kriegen, ein Opferzug und religiöse Darstellungen zu sehen.