§. 26.

Unweit Arsinoe liegt auch Heroonpolis oder die Heldenstadt und Kleopatris im Winkel des Arabischen Busens neben Aigyptos ; auch Häfen und Wohnorte, auch mehre Kanäle und Diesen nahe Seen. Hier ist auch der Phagroriopolitische Landgau und die Stadt Phagroriopolis. Der Anfang des in das Rothe Meer abfliessenden Kanals beginnt beim Flecken Phakusa, welchem sich auch der Flecken Philons anschliesst. Der Kanal hält hundert Ellen in Breite, und seine Tiefe genügt schweren Lastschiffen. Diese Orte nahen der Spitze des Delta.

§. 27.

Im inneren Delta Bubastus und Heliopolis mit dem Mneuisdienste und dem von Kambyses beschädigten berühmten Sonnentempel.

Dort ist auch die Stadt Bubastos und der Bubastische Landgau, und über diesem der Heliopolitische. Hier liegt die Stadt Heliupolis auf einem beträchtlichen Erdwalle mit einem Tempel der Sonne, und mit dem in einem Tempelgemach unterhaltenen Stiere Mneuis, welcher bei ihnen, wie in Memphis der Apis, als ein Gott geachtet wird. Vor dem Erdwalle liegen einige ihren Zufluss aus dem nahen Kanale erhaltende Seen. Jetzt aber ist die Stadt gänzlich verödet; ihr alter im Aigyptischen Geschmack gebauter Tempel hat noch viele Denkzeichen von Kambyses Tollheit und Tempelberaubung, welcher manche Tempel mit Feuer, manche mit dem Schwerte verwüstete, einige verstümmelnd, andere verbrennend, wie gleicherweise die Spitzsäulen, deren zwei nicht gänzlich beschädigte nach Rome gebracht wurden; andere sind noch dort und zu Thebai, dem jetzigen Diospolis, einige noch stehend und vom Feuer benagt, andere aber umgeworfen.

§. 28.

Beschreibung der Aegyptischen Tempel und ihrer Bauart.

Die Anordnung des Baues Aigyptischer Tempel ist folgende. Vor dem Eingange zum Weihthume ist ein gepflasterter Vorplatz, in Breite etwa hundertfüssig oder auch kleiner, in Länge aber das Drei- und Vierfache haltend, nicht selten noch grösser. Dieser Raum heisst Dromos oder Vorbahn, wie Kalkmachos sagt: "Heilige Vorbahn hier des Anubis." Durch die ganze Länge sind zu beiden Seiten der Breite in Reihen steinerne Sphinxe aufgestellt, zwanzig Ellen, oder wenig mehr, von einander entfernt, so dass eine Reihe der Sphinxe zur Rechten, die andere zur Linken ist. Nach den Sphinxen folgt eine grosse Vorhalle; dann dem Hindurchgehenden eine andere, und wieder eine andere; die Zahl aber weder der Sphinxe noch der Vorhallen ist nicht bestimmt; sie ist in verschiedenen Tempeln verschieden, wie auch der Vorbahnen Längen und Breiten. Nach den Vorhallen folgt der Tempel, welcher noch einen grossen und merkwürdigen Vortempel hat, und ein verhältnissmässiges Weihgemach, aber kein Standbild, wenigstens kein menschliches, sondern nur der unvernünftigen Thiere eines. An beiden Seiten des Vortempels stehen die so genannten Tempelflügel, zwei mit dem Tempel gleich hohe Mauern, welche beim Anfange wenig mehr als die Breite von des Tempels Grundmauer beträgt, nachher aber, wenn man vorwärts geht, in abweichenden Linien bis auf fünfzig oder sechszig Ellen von einander abstehen. Diese Mauernwände enthalten auch Schnitzbilder grosser Gestalten, welche den Tyrrhenischen und sehr alten Hellenischen Kunstgebilden ähneln. Auch findet man wohl, wie in Memphis, ein auf vielen Säulen ruhendes Gebäude, welches eine barbarische Bauart zeigt; denn ausser dass die Säulen gross und zahlreich und vielreihig sind, hat es nichts Wohlgefälliges und Schöngezeichnetes, sondern zeigt vielmehr zwecklose Arbeit.

§. 29.

Nachrichten von den jetzt unwissenden, ehemals aber, bei Platons und Eudoxus Anwesenheit, sehr gelehrten Aegyptischen Priestern, von welchen die Hellenen auch die genauere Berechnung des Sonnenjahrs lernten.

In Heliupolis sahen wir auch grosse Häuser, in welchen die Priester wohnten; denn vorzüglich diese Stadt soll vor Alters ein Wohnort der Priester, jener weltweisen und sternkundigen Männer, gewesen sein; jetzt aber ist sowohl dieser Verein, wie seine Beschäftigung ausgestorben. Dort wenigstens zeigte sich uns kein solcher Beschäftigung Gewidmeter, sondern nur Opferbesorger und Erklärer der Tempelmerkwürdigkeiten für die Fremden. Dem von Alexandreia nach Aigyptos hinauffahrenden Statthalter Aelius Gallus folgte ein solcher Priester, des Namens Chairemon, welcher sich solcher Kenntniss rühmte, aber er wurde als unwissender Praler meistens verlacht. Zu Heliupolis also zeigte man uns die Häuser der Priester, auch Platons und Eudoxos Wohngemächer. Denn mit Platon kam auch Eudoxos dahin, und Beide verweilten hier bei den Priestern drei Jahre, oder auchdreizehn, wie Einige behaupten; denn diese in Kenntniss himmlischer Dinge wohlerfahrnen, aber geheimnissvollen und ungern mittheilenden Menschen konnten sie nur durch Zeit und Gefälligkeiten besiegen., um einige ihrer Lehren zu erkunden; die meisten aber hielten diese Barbaren geheim. Unter andern hatten sie die über dreihundert fünf und sechszig Tage überschüssigen Theile von Tag und Nacht zur Ausfüllung der Zeit des Jahres gelehrt; dennoch blieb das Jahr, wie manches Andere, den Hellenen so lange unbekannt, bis die neueren Sternkundigen es aus den ins Hellenische übertragenen Schriften der Priester empfingen ; und noch jetzt empfangen sie Manches von jenen, wie gleicherweise Manches von den Chaldaiern.

§. 30.

Der Nil über Heliopolis und dem Delta. Des Eudoxus Sternwarte bei Kerkesura; dann Babylon mit Wasserleitung aus dem Nil.

Hier nun beginnt der Neilos über dem Delta. Was dem Hinauffahrenden zur Rechten liegt, nennt man Libye, wie auch schon die Umgegend Alexandreia's und der Mareotis ; was zur Linken, Arabia. Demnach ist Heliopolitis in Arabia, in Libye hingegen die des Eudoxos Sternwarte gegenüber liegende Stadt Kerkesura. Man zeigt nämlich vor Heliupolis, wie auch vor Knidos, eine Sternwarte, nach welcher Jener einige Bewegungen der Himmelskörper bestimmte; dieser Landgau aber ist der Letopolitische. Weiter hinaufschiffend trifft man Babylon, eine starke Veste, wo einst einige Babylonier sich empörten, und hernach von den Königen daselbst Wohnung erlangten. Jetzt ist sie Lagerort einer der drei Aigyptos bewachenden Hauptscharen. Von dieser Veste bis zum Neilos läuft ein Bergrücken, an welchem Schöpfräder und Schneckenpumpen das Wasser aus dem Strome emporheben, wobei hundert und funfzig Mann Züchtlinge arbeiten.. Von hier erblickt man auch deutlich die Pyramiden am Gegenufer bei Memphis, welche nahe sind.

 
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