§. 21.

Zwischen der Tanitischen und Pelusischen Mündung sind Seen und grosse zusammenhängende Sümpfe, welche viele Flecken enthalten. Auch Pelusion selbst hat rings umher Siimpfe und Moräste, welche Einige Barathra, d. i. Wasserschlünde, nennen. Der Ort ist über zwanzig Stadien vom Meere erbaut, umfasst zwanzig Stadien im Umfange der Mauer, und ist benamt von pelos, d. i. dem Schlamme der Moräste. Hier ist Aigyptos auch schwer zugänglich aus den östlichen Gegenden um Phoinike Und ludaia; auch aus dem anliegenden Arabia der Nabataier führt durch diese Gegenden der Weg nach Aigyptos. Das Land aber zwischen dem Neilos Und Arabischen Busen ist schon Arabia, und eben am äussersten Ende desselben liegt Pelusion; es ist aber gänzlich wüst und einem Heere unzugänglich.. Die Landenge zwischen PeIusion und dem Winkel bei Heroonpolis hält tausend Stadien, oder, wie Poseidonios sagt, weniger als tausend Und fünfhundert. Sie ist nicht nur wasserlos und sandig, sondern enthält auch eine Menge im Sande verborgener Kriechthiere.

§. 22-23.

Orte beiderseits des Kanobischen Kanals bis gen Memphis. Verehrung des Stiers und der Kuh in vielen Städten. Die Natronseen über Momemphis. Grab des Osiris oberhalb Sais, und Sage von mehren Osirisgräbern.

§. 22.

Den von Schedia nach Memphis Hinaufschiffenden begegnen zur Rechten sehr viele Flecken bis zum Sumpfe Mareia, unter andern auch der so genannte Flecken des Chabrias. Am Flusse selbst liegt Hermupolis, dann Gynaikonpolis oder Frauenstadt, und der Gynaikopolitische Landgau; zunächst Momemphis und der Momemphitische Landgau; inzwischen führen viele Kanäle in die Mareotis. Die Momemphiten verehren Aphrodite; auch wird eine heilige Kuh unterhalten, wie in Memphis der Apis, und in Heliupolis der Mneuis. Diese Thiere werden für Götter geachtet; hingegen jene bei Andern (denn wirklich wird bei Vielen, sowohl innerhalb als ausserhalb des Delta, theils ein Stier theils eine Kuh unterhalten), Diese werden zwar nicht für Götter, aber doch heilig geachtet.

§. 23.

Oberhalb Momemphis sind zwei Natronseen, welche sehr viel Natron enthalten, und der Natrongau. Hier wird Sarapis verehrt, und nur an diesem Orte wird in Aigyptos ein Schaf geopfert. In Nähe liegt auch hier eine Stadt Menelaos. Zur Linken dann im Delta am Flüsse liegt Naukratis; vom Flusse aber zwei Schoinen entfernt Sais, und wenig oberhalb Säis des Osiris Heiligthum, in welchem Osiris liegen soll. Viele aber bestreiten dieses, besonders die Bewohner Philai's über Syene und Elephantine; denn sie fabeln, dass Isis an vielen Orten Särge des Osiris in der Erde vergrub; aber nur Einer und Allen unbekannter enthielt Osiris. Dieses that sie, um Typhon zu täuschen, damit er nicht komme und den Leichnam aus dem Grabe werfe.

§. 24.

Weiten von Alexandria und von Pelusium bis zur Spitze des Delta. Verschiedenheit der Aegyptischen Schoinen. Kanäle und Sümpfe oberhalb Pelusium.

Dieses ist die Durchwanderung von Alexandreia zur Spitze des Delta. Artemidoros bestimmt die Hinauffahrt zu acht und zwanzig Schoinen; Dieses mache, den Schoinos zu dreissig Stadien gerechnet, achthundert und vierzig Stadien. Uns aber, als wir hinaufschifften, bestimmten sie die Weiten je anderswo anderer Schoinenmaasse sich bedienend, so dass bei ihnen auch Schoinen von vierzig Stadien und noch grössere anerkannt waren, nach den Orten. Und dass bei den Aigyptiern das Schoinenmaass unbeständig ist, zeigt Artemidoros selbst im Folgenden. Denn er sagt, von Memphis bis Thebais halte jeder Schoinos hundert und zwanzig Stadien; von Thebais bis Syene sechszig. Für die Hinauffahrt aber von Pelusion bis zu derselben Deltaspitze bestimmt er, auch desselben Maasses sich bedienend, fünf und zwanzig Schoinen oder siebenhundert und fünfzig Stadien. Dann sagt er, der erste Kanal für die von Pelusion Ausgehenden sei jener, welcher die so genannten Seen neben den Morästen füllet; ihrer sind zwei, und sie liegen zur Linken des grossen Stromes über Pelusion in Arabia. Er erwähnt auch noch anderer Seen und Kanäle in denselben Gegenden ausserhalb des Delta. Neben dem einen See liegt auch der Sethroitische Landgau; dennoch zählt er auch Diesen als einen der zehn im Delta. Uebrigens ergiessen sich in dieselben Seen noch zwei andere Kanäle.

§. 25-26.

Der Kanal aus dem Nil durch die Bitterseen zum Rothen Meere. Geschichte und Beschreibung desselben, nebst Erwähnung einiger benachbarten Orte.

§. 25.

Ein anderer Kanal aber ergiesst sich in das Rothe Meer und den Arabischen Busen bei der Stadt Arsinoe, welche Einige Kleopatris nennen. Er durchströmt auch die so genannten Bitterseen, welche vormals bitter waren; als aber der Kanal gezogen war, veränderten sie sich durch Zumischung des Stromes, so dass sie jetzt fischreich sind und besetzt mit Wasservögeln. Gezogen wurde der Kanal anfänglich von Sesostris vor den Troischen Geschichten; Andere sagen, von des Psammitichos Sohne, welcher aber nur begann, und sodann sein Leben endete; späterhin vom ersten Dareios, welcher des Werkes Fortsetzung übernahm. Aber auch Dieser unterliess, von falschem Wahne beredet, das schon der Vollendung nahe Werk; denn man beredete ihn, dass das Rothe Meer höher liege als Aigyptos, und wenn die ganze Zwischenenge durchgegraben würde, Aigyptos vom Meere überflutet werde. Die Ptolemaischen Könige aber gruben hindurch, und machten den Meerkanal verschlossen, so dass sie, wie sie wollten, ungehindert ins äussere Meer hinaus- und wieder hineinschiffen konnten. Von der Wasserfläche der Meere wurde auch schon in den ersten Abhandlungen gesprochen.

 
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