| Er hätte uns schon viel früher eingeladen, aber
im Dorf war jemand gestorben. Wir hatten uns schon mehrfach gewundert, warum so
oft Frauen mit großen Schüsseln voll Essen auf dem Kopf durchs Dorf
liefen. Wenn dort jemand stirbt, kommt die gesamte Familie aus Ägypten zusammen.
Das können locker mal um die 400 Leute werden. Da es für die Familien
unmöglich ist, alle zu verköstigen, bringt das gesamte Dorf drei Tage
und zweimal täglich Essen zu der betroffenen Familie. Übrigens hatten
wir die klagenden Frauen sogar vom Ballon aus gehört. Durch dieses Geräusch
aufmerksam geworden, erblickten wir einen riesigen Trauerzug, der Richtung Moschee
lief. Unser Heimweg von Medinet Habu ging auch immer an der Moschee vorbei, wo
hunderte von Angehörigen trauerten. Deswegen mußten wir warten, bis
die Festlichkeiten fast vorbei waren. Achmeds Mutter servierte uns Huhn und Reis.
Das war mit Abstand das Beste, was wir in dieser Zeit in Ägypten gegessen
haben. Zu unserer Verwunderung entschuldigte man sich mehrmals, da das Essen ihrer
Meinung nach recht kärglich ausfiel. Davon konnte aber keine Rede sein. Die
Gastfreundschaft dieser Menschen erstaunt uns immer aufs Neue. Als schließlich
der Abschied kam, machte sich große Traurigkeit breit. Er lud uns noch für
Silvester ein, da zum Jahreswechsel in Medinet Habu richtig was los ist. Die Fahrt
zum Hotel war noch einmal ein Abenteuer. Sein Neffe, höchstens zwölf,
fuhr uns mit einem Pickup über diverse Schleichwege bis zum Hotel. Unterwegs
betätigte er sich noch als Taxifahrer. Das war echt der Hammer. |
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